We are safe – New Yorkers are as tough as they come

Wieder ein Anschlag.

Und wieder war ich nur wenige Minuten zuvor genau an der Stelle, an der jemand Menschen totgefahren hat.  Erst in Berlin, jetzt in New York.

Am 19. Dezember 2016 war ich mit einer Freundin im Bikinihaus essen, wir verabschiedeten uns, ich wollte lieber nach Hause, statt noch über den Weihnachtsmarkt zu bummeln. Mein Parkticket habe ich bezahlt, knappe zehn Minuten bevor Anis Amri auf eben diesen Weihnachtsmarkt fuhr. Heute war ich eine gute halbe Stunde vor dem Anschlag ein paar Straßen weit weg. Das fühlt sich anders an, als darüber in den Nachrichten zu hören.

https://www.washingtonpost.com/graphics/2017/national/truck-attack-nyc-manhattan/?tid=sm_tw&utm_term=.bb4d9e0e73c0

Wir waren heute morgen auf der Aussichtsplattform des One World Trade Center. Eigentlich sollten wir bereits am Sonntag hochfahren, aber da war es sehr bewölkt, so dass wir die Tickets tauschen konnten. Großartiges Wetter heute in New York, Sonnenschein und blauer Himmel. Wir wollten deshalb danach lieber ein Stück laufen, zurück zum Hotel. Vom Ufer des Hudson die Freiheitsstatue fotografieren, auf einer Bank in der Sonne sitzen, am Fluß entlang spazieren.

Halloween in der Stadt. Männer, die über ihrem Businessanzug einen lustigen gelben Minions-Overall gezogen haben, Frauen die sich ein Gummihuhn mit Telefonkabeln vor die Brust gebunden haben, Kinder mit aufgemalten Spinnennetzen im Gesicht. Der Mann im Fahrstuhl fragt „where are you from?“ und freut sich über die Antwort „Germany“. Er sei da gewesen, in Berlin. was für eine  tolle Stadt. Die Museumsinsel, einzigartig. Und die Menschen in Deutschland, alle so freundlich. Wenn ich heute Abend, nach dem Anschlag, mit ihm gefahren wäre, ob er dann mit mir über den Breitscheidtplatz gesprochen hätte?

Ihr könnt es Euch sparen, die Tweets des Präsidenten zu lesen. Das Übliche eben. Andere Kommentare drücken aus, wie ich die New Yorker erlebt habe.  Gouverneur Andrew Cuomo  twitterte:  „New Yorkers should be New Yorkers, we will not be deterred.“ Gleichwohl verkündete er ab sofort verstärkte Sicherheitsmaßnahmen. Mehr Polizei, vor allem an belebten Plätzen und in der Halloween-Nacht. Unter dem Hashtag  twittern auch Prominente.

https://twitter.com/nyknicks/status/925524310512586752

https://twitter.com/BarbraStreisand/status/925490710605901831

https://twitter.com/elijahwood/status/925495726800384000

Zwischen all die Beileidsbekundungen und „Stay strong“- Beschwörungen auf Twitter mischen sich Fragen nach mehr Sicherheit im Land, nach einer anderen Einwanderungspolitik, bis zu Hinweisen darauf, dass das alles nicht passiert wäre, wenn man keine Muslime ins Land gelassen hätte.

Als die Nachricht des Anschlags Deutschland erreicht, kommen die Anfragen via Twitter, Facebook, SMS und eMail. Geht es Euch gut? Seid Ihr sicher? Ist Euch auch wirklich nichts passiert? Menschen, die „nur“ Kollegen sind, mit denen man ab und an zusammenarbeitet, sorgen sich. Freunde, die wissen, dass ich noch immer in Amerika bin, die Familie sowieso. Ja, es geht uns gut. Wir haben die großartige Aussicht genossen, auf diese Stadt, die wirklich einzigartig ist. Wir haben Geburtstag gefeiert und gut gegessen. Jetzt sitze ich im Hotelzimmer, höre Musik vom Times Square, ab und zu lautes Klatschen. meines Eindrucks nach sind deutlich weniger Menschen auf den Straßen, als an den vergangenen Abenden. Aber das kann auch daran liegen, dass in Lower Manhattan die Halloween-Parade veranstaltet wurde.

Die Spitze des One World Trade Center leuchtet heute Abend in rot, weiß und blau. Ex- Präsident Obama schrieb: “Michelle and I are thinking of the victims of today’s attack in NYC and everyone who keeps us safe. New Yorkers are as tough as they come.”

If you want to create fear, you picked the wrong city. New York City and New Yorkers will never back down to hate and terror.