Seattle und die Deutschen

Die zweite Woche USA ist halb herum und für mich fühlt es sich an, als sei ich bereits seit Monaten von zu Hause weg. Das Telefonieren aus Seattle mit Freunden und Familie ist nicht so einfach, wegen der neun Stunden Zeitunterschied. Da hilft dann auch die schönste Aussicht nicht über das aufkommende Heimweh hinweg.

Also hab ich mir ein kleines Stück zu Hause gesucht, in Form eines deutschen Stammtisches in Seattle. Robert, Evan, Evelyn und Günther haben sich gestern Abend getroffen.

Evan und Evelyn warn ein Jahr in Berlin und gewöhnen sich jetzt langsam wieder an ihre Heimat mit Trump.

Günther arbeitet bei Boing,  ist als Jugendlicher nach Kanada ausgewandert und lebt nun schon so lange in Seattle, sagt er, dass er nicht mal mehr sagen kann, wie viele Jahre es sind.

Robert, Physiker mit deutscher Mutter, hat diese Treffen schon 1970 initiiert, um in Seattle deutsch zu sprechen. Also sitzt man einmal in der Woche in einem Restaurant zusammen und redet über all die Dinge, über die man sonst auch spricht, aber eben auf deutsch.

Und ich wurde erstmal ausgelacht, weil ich mir ein BudLight bestellt habe. O-Ton Robert: Da kannst du auch gleich Wasser trinken.

Beim Niveau, in dem sich die Besucher unterhalten ist alles dabei von ein paar Brocken deutsch bis fast Muttersprachler.  Günther kam an den Tisch wie eine Kopie von Günther Pfitzmann: „Tach, ich bin der Günther, wie jehts?“ berlinerte er gleich los.

Es war wirklich schön, mal wieder einen Abend nicht überlegen zu müssen, wie man ausdrücken kann, was man sagen will. Meine Anerkennung für all die, die eine neue Sprache lernen, um damit in einem anderen Land klar zu kommen, wächst in diesen Wochen hier in Amerika ins Unermessliche.

Übrigens, im Gegensatz zu dem, was man den Amerikanern sonst nachsagt, dass nämlich alles immer schön unverbindlich ist und bleiben soll, haben meine neuen Stammtischfreunde mir alle schon eMails geschrieben und darum gebeten, in Kontakt zu bleiben.

Was ich gestern auch noch gemacht habe: In einem Buchladen gestöbert. Außergewöhnlich immer wieder: Die tollen Kinderbücher. Eine unglaubliche Auswahl und immer ganz wunderbar präsentiert:

Ach, und um das nicht zu vergessen: Ein „Sleepless in Seattle“ – Gefühl hatte ich auch schon:

Tolle Stadt, wirklich. Aber alleine eben nur halb so schön.