Moin-Land

Die Wunderbarkeit von Moin

Immer wenn ich aus meiner Kleinstadt in Brandenburg zu einer Arbeitswoche nach Bremen komme, dann ist es schon da.

Immer wenn ich meine Eltern in Nordfriesland besuche, dann ist es schon da.

Das Moin.

Wie ein einfaches Wort, eine Begrüßungsformel (die eigentlich mehr ist als  nur das) die Stimmung verändert, das kann jeder erleben, der in den Norden fährt.

Im Dorf meiner Eltern wird immer gegrüßt. Egal, ob man Urlauber ist oder Zugereister oder seit Jahren dort wohnt. Begegnet man sich auf der Straße, sagt man „Moin“. So habe ich auf dem kurzen Fußweg vom Haus meiner Eltern bis zum Supermarkt meistens mit mindestens fünf Menschen gesprochen.

In Bremen betritt man den Sender nicht, ohne vorher mit zahlreichen Kollegen vor der Tür und dann auch auf den Gängen ein „Moin“ ausgetauscht zu haben.

Für Süddeutsche nicht nachvollziehbar, ich weiß. Denn „Moin“ , das ist nicht „Guten Morgen“. Das kann es sein, aber es steht auch für: Guten Tag, Guten Abend, Wie geht es dir, Schön dich zu sehen, wunderbar dich zu treffen, lass mich in Ruhe, zum Reden ist heute nicht der Tag…. Ich könnte diese Liste endlos fortsetzen. Man kann es auf tausend unterschiedlich Arten betonen, mit diesem einen Wort Stimmungen ausdrücken.

Nicht allein die Vielseitigkeit macht dieses Wort so besonders. Auch, dass es so leicht ist, andere davon in Kenntnis zu setzen, dass man sie bemerkt hat, das man sie gesehen hat, das man sie wahrgenommen hat.  Man hat miteinander gesprochen, auch wenn man sich nicht kennt. Das ist nett. Das ist freundlich. Das verändert die Atmosphäre unter Menschen. Man kennt sich nicht, aber man kann sich „moinen“ und damit ein klein wenig näher kommen.

Ich finde das wunderbar. Wenn ich nachmittags, müde von mehreren Frühschichten, an den Rauchern vorbei in die Redaktion gehe, diese Raucher dann in verschiedenen Bandbreiten von „Moin“ über „Mooooooooooin“ bis „Moin,do“ alles gesagt haben, dann fühle ich mich gleich ein wenig besser. 

Wir gehören zusammen im Moin-Land und vielleicht wäre es deshalb ganz gut, wenn auch andere Gegenden sich so ein Wort suchen würden.